Beginn der seniorTrainerInnen-Bewegung
Im Jahre 2002 startete das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter dem Titel „Erfahrungswissen für Initiativen“ (EFI) ein Bundesmodellprogramm, an dem auch Schleswig- Holstein von 2003 bis 2006 teilnahm.
Ziel war es, Menschen in der nachberuflichen Lebensphase mit einem breiten Spektrum an Berufs- und Lebenserfahrung für freiwillige bürgerschaftliche Aktivitäten zu gewinnen.
Nach Ablauf der EFI-ModeIlphase wurde das Projekt durch das Sozialministerium weiterhin unterstützt.
Nach nunmehr 20 Jahren ist das Projekt etabliert. Sein Erfolg beruht darin, dass es nachhaltig und langfristig mit einer festen Struktur aufgestellt werden konnte:
Die ehrenamtlich tätigen seniorTrainerinnen erhalten zunächst in der Akademie am See Koppelsberg eine motivierende Qualifizierung, um sich auf ihr neues Engagement vorzubereiten. Zudem sind sie vor Ort fest in einem seniorKompetenzteam verankert und arbeiten mit Gleichgesinnten kooperativ auf Augenhöhe.
Unterstützt werden sie dabei von einer lokalen Anlaufstelle, die durch hauptamtlich Tätige gesteuert wird und eine gute Infrastruktur vorhalten kann. Überregional sind die seniorKompetenzteams seit 2008 in einem Landesnetzwerk verbunden und treffen sich zum regelmäßigen Austausch und zu Fachtagungen.
Was zunächst im Jahre 2003 klein in Neumünster, Meldorf und Lübeck begann, hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Bis heute sind 228 seniorTrainerinnen und seniorTrainer qualifiziert.
Sie sind in den kreisfreien Städten, Neumünster und Lübeck/StockeIsdorf sowie in den Kreisen Dithmarschen, Rendsburg-Eckernförde, Plön, Nordfriesland, Pinneberg, Schleswig-Flensburg, Storman und Steinburg tätig.
Mit etwa 90 Projekten landesweit kann das Landesnetzwerk inzwischen eine breite Palette an Angeboten im gesamten Spektrum des freiwilligen, bürgerschaftlichen Engagements vorhalten.
Hiervon profitieren insbesondere lokale Akteure, seien es Kindertagesstätten/Grundschulen durch „Lesepaten“, Schulen durch „Jugend-Mentorlnnen“, Stadtteile durch Kulturprojekte und -feste sowie ganze Regionen durch die Neuanlage von Wanderwegen und Naturprojekten.
Merle Fromberg-Beeck hat bereits einen neuen Namen für die künftigen „SeniorTrainer“. Sie spricht von .Powersenioren“, und davon gab es nach Auskunft der Leiterin der Agentur für bürgerschaftliches Engagement (EVE) immerhin zwanzig. Alle zeigten Interesse am bundesweiten Modellprojekt .Ffi“ (Erfahrungswissen für Initiativen), das mit Hilfe des Landes jetzt in Schleswig Holstein verwirklicht wird. In Meldorf, Neumünster und Lübeck.
Als „Westküsten Staffel“ gehen Monika Nowark. Regina Lemm. Jochen Bufe, Achim Krumbiegel. Walter Laurich und Günter Bielenberg ins Rennen. Sie werden die ersten „SeniorTrainer“ sein, die in den nächsten Wochen in der Akademie Koppelsberg der Evangelischen Landvolkshochschule auf ihre neue Aufgabe vorbereitet werden. Wenn die Absolventen das Zertifikat in Händen halten, stehen sie Vereinen. Initiativen und Ehrenamtlichen mit Rat und mit der eigenen Lebenserfahrung zur Seite. Sie werden als Konfliktmanager aktiv oder geben älteren Bürgern neue Impulse.
Mit der personellen Auswahl sei nicht nur Meldorf. sondern die gesamte Fläche .gut abgedeckt“, meinte Merle Fromberg bei der Vorstellung der Kandidaten. Dabei zeigte sich aber auch ein breit gefächertes Interessensspektrum. Während Regina Lemm (57) aus Weddingstedt helfen will, neue Wohnmodelle zu entwickeln, die ältere und jüngere Menschen näher zusammen bringt, mochte Günter Bielenberg (56) aus Nindorf als .Multiplikator“ des Kreissportverbandes den Seniorensport in Dithmarschen fördern. Er ist ein ehrenamtliches .Urgestein“, nicht nur als langjähriger Vorsitzender von Tura Meldorf. sondern auch in der Alten- und Behindertenarbeit. Ähnlich aktiv ist auch Monika Nowark aus Meldorf und zwar nicht nur als Vorsitzende der Hausfrauen Union.
Walter Laurich (68) aus Heide macht Werbung und Marketing für Vereine und gehört der Arbeitsgruppe “Gemeinsames Handeln“ an. die eine Zusammenarbeit im Regionalmarketing anstrebt. Er mochte vor allem junge Leute zum Mitmachen animieren. Ebenso wie sein Busümer Kollege Achim Krumbiegel (67), der zehn Jahre Vorsitzender des Wirtschaftsclubs Dithmarsehen war und als Leiter des Arbeitskreises „Dithmarscher Kohltage“ zur Zeit schwer beschäftigt ist.
Einzig der 59jährige Jochen Bufe aus Elpersbüttel will nicht so recht ins Bild passen. Der freischaffende Journalist ist bei Tura Meldorf für die Pressearbeit zuständig und macht mit, weil er der Sache skeptisch gegenübersteht, wie er bei der Vorstellung offen eingestand. Er glaube noch nicht an den Erfolg des Modells, weil es nicht zur deutschen Mentalität passe. Kurse für junge Menschen hält er für sinnvoller. Die müssten wieder lernen, den Älteren zuzuhören. Dennoch sei er motiviert, weil er sich gern überzeuge lassen wolle.
Dass nur sechs Bewerber von der Westküste entsandt werden, ergab sich durch einen Losentscheid, nachdem feststand, dass nur 20 statt 21 Bewerber ausgebildet werden. Keine der drei Modellstädte wollte den Platz freiwillig aufgeben. Also entschied das Los zum Nachteil Meldorfs.
(Quelle: DLZ v. 17. September 2003 Meldorf/Dithmarschen Astrid Boelter)